Suche
Close this search box.

20.09.2023

 - 21.09.2023

Bericht: Statusseminar der BMBF-Fördermaßnahme WaX

20.-21. September 2023 in Potsdam

Halbzeitkonferenz in Potsdam – zur Mitte der BMBF-Fördermaßnahme WaX (Wasser-Extremereignisse) trafen sich am 20. und 21. September 2023 die zwölf WaX-Verbünde sowie weitere Interessierte aus Forschung, Praxis und Politik zum Statusseminar an der Universität Potsdam, um gemeinsam die bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse der Forschungsverbünde zu diskutieren. Wasserextremereignisse sind so aktuell, wie selten zuvor. „In diesem Jahr hat man insbesondere im Mittelmeerraum gesehen, wie schnell auf Trockenheit und Brände Starkregen mit Überflutungen folgen können“, sagt Prof. Dr. Annegret Thieken, Professorin an der Universität Potsdam. Gemeinsam mit dem Deutschen Komitee Katastrophenvorsorge e.V. (DKKV) begleitet diese die Fördermaßnahme im Vernetzungsvorhaben, das auch die Organisation des Statusseminars übernahm.

An den beiden Tagen erhielten die rund 180 Gäste durch Vorträge und eine Poster-Ausstellung vielfältige Einblicke in die aktuellen Arbeiten und bisherigen Erkenntnisse der zwölf Forschungsverbünde. Eröffnet wurde die Veranstaltung von MinDirig’in Oda Keppler, Unterabteilungsleiterin Nachhaltigkeit und Zukunftsvorsorge im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die die Notwendigkeit für neue Ansätze für ein klimaangepasstes Management von hydrologischen Extremen betonte. Nur so können die Auswirkungen auf Wirtschaft, Wasserversorgung und Ökologie verringert werden. Im Anschluss zeigte die Gastrednerin Dr. Claudia Castell-Exner des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und ehemalige Präsidentin der EurEau, der europäischen Vereinigung der nationalen Verbände in der Wasserver- und Abwasserentsorgung, aktuelle Entwicklungen im europäischen Umfeld im Bereich Wassermanagement auf. In Österreich wurde z.B. 2023 ein neuer Trinkwassersicherungsplan vorgestellt und auch in Tschechien und Spanien werden Nutzungspriorisierungen bei Wasserknappheit diskutiert. Nach einer kurzen Einführung in die gesamte Fördermaßnahme durch Laure Cuny vom zuständigen Projektträger Karlsruhe (PTKA), gab Dr. Benni Thiebes vom DKKV und Koordinator des Vernetzungsvorhabens einen kurzen Einblick in die bisherigen übergreifenden Vernetzungsaktivitäten.

Zwischenergebnisse & Herausforderungen

Den aktuellen Stand der Forschungsprojekte präsentierten die zwölf Koordinator:innen unterteilt in die drei Themenfelder von WaX: (1) Urbane extreme Wasserereignisse, (2) Digitale Instrumente für Monitoring, Analyse, Vorhersage und Kommunikation und (3) Risikomanagement gegensätzlicher hydrologischer Extreme. In einigen Verbünden begannen die Forschungsarbeiten mit Stakeholder-Workshops oder Akteurskartierungen, um die Bedarfe potenzieller Anwender:innern zu berücksichtigen. Als Grundlage für das weitere Vorgehen wurden erste Modellierungen durchgeführt und spezifische Konzepte ausgearbeitet, wie z.B. eine Niedrigwasserrisikoanalyse im Projekt DryRivers. In AMAREX und KliMaWerk hingegen wurden erste Maßnahmensteckbriefe zu Regenwasserbewirtschaftungsanlagen und zur Resilienzsteigerung gegenüber Wasserextremen an Gewässern erarbeitet. Berichtet wurde auch von bisherigen Datenerhebungen und deren Auswertung – sei es durch Messungen mit verschiedenen Sensoren, Probeentnahmen oder Infiltrationsversuche. Auch Wetterdaten, darunter Radardaten oder Niederschlagsmessungen, wurden für die Erstellung von z.B. Starkregenvorhersagen aufbereitet und ausgewertet.

Im Anschluss an die Themenblöcke fand jeweils eine übergreifende Diskussion statt. Ein spannender Diskussionspunkt war bspw. wie in Trockenzeiten sowohl die Bewässerung als auch die Trinkwasserversorgung sichergestellt werden können und wie mit unterschiedlichen Nutzungsinteressen umgegangen wird. Findet auch der Gesamtzustand der Ökosysteme genügend Beachtung in den Projekten? Aktuell sieht das Wasserhaushaltsgesetz keine Priorisierung jenseits des Trinkwassers vor, sodass es keinen einheitlichen rechtlichen Rahmen gibt. Mehrere Projekte quantifizieren jedoch nicht nur die Wasserquantität, sondern auch Ökosystemleistungen. Dieser Ansatz zielt genau darauf ab, den Wert eines Ökosystems ganzheitlich zu erfassen, um so die verschiedenen Interessen zu wahren. Darüber hinaus dienen viele der in den Projekten entwickelten Maßnahmen nicht nur dem Trinkwasser, sondern kommen durch eine Stützung des Landschaftswasserhaushaltes dem gesamten Ökosystem zugute. Neben Diskussionen über technische Details, Methoden und Daten wurde zudem die Übertragbarkeit der Ergebnisse diskutiert: Wie können bspw. (geo-)technische Lösungen auf andere Standorte übertragen werden? Ein wichtiger Aspekt, der hier genannt wurde, ist die Datenverfügbarkeit. Diese variiert zwischen den Bundesländern, was eine Übertragbarkeit häufig erschwert. Auch die Kosten sind stark standortabhängig und können meist nicht generell angegeben werden. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass dies eine zentrale Herausforderungen in der Projektumsetzung ist. Im Querschnittsthema Praxistransfer wird das Thema deshalb weiter vertieft.

Poster-Session, Workshops und informeller Austausch

In den Pausen konnte ein individueller Austausch an den Postern stattfinden. Hier hatten die Mitarbeitenden die Gelegenheit ihre Arbeitspakete ausführlicher darzustellen. Während einer Poster-Führung konnten die Autor:innen weiterhin mit kurzen Pitches ihre Arbeit vorstellen, um vertiefte Diskussionen im Anschluss zu eröffnen. Am Mittwochnachmittag fanden zusätzlich vier parallele Workshops statt. Im Workshop zu Kommunikation und Partizipation in Forschungsprojekten wurde ein besonderer Fokus auf die Risikokommunikation von Wasserextremen und den damit einhergehenden Herausforderungen gelegt. Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis wurde in einem zweiten Workshop thematisiert, darunter z.B. Herausforderungen bzgl. der Finanzierung und der Arbeitsintegration in der Praxis. Ein weiterer Workshop widmete sich der Wasserspeicherung in der Landschaft. Dabei wurden die verschiedenen Verfahren der Wasserspeicherung in den Verbünden vorgestellt und diskutiert, sei es oberirisch, oberflächennah oder in der Tiefe. Im vierten Workshop wurde das breite Spektrum methodischer Ansätze aus der Informatik thematisiert. Dabei wurde diskutiert, welche Chancen und Erwartungen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Hydrologie bietet und welche Herausforderungen und Grenzen dabei bestehen. Ausführlichere Berichte zu den vier Workshops finden Sie hier.

Die Gespräche und Diskussionen wurden am Mittwochabend unter musikalischer Begleitung im Foyer und im Innenhof der Universität fortgeführt. So konnten zahlreiche Synergien und Anknüpfungspunkte verfolgt werden und informeller Austausch stattfinden.

In der zweiten Förderhälfte des Verbundvorhabens wird nun der Fokus stärker auf Anwender:innen aus der Praxis gelegt. Die Ergebnisse der Forschungsverbünde können so gebündelt durch entsprechende Austauschformate mit Praxispartnern weiter diskutiert werden. Eine Brücke zwischen Forschung und Praxisanwendung zu schaffen ist hierbei ein wichtiges Ziel, um die Ergebnisse umsetzen zu können und die Auswirkungen von Wasserextremereignissen in der Zukunft zu minimieren.

Die Poster der Verbundprojekte und die Tagungsbroschüre mit einer Übersicht zu den bisherigen Ergebnissen der Verbünde finden Sie hier.

Bei Rückfragen oder Anmerkungen zum Statusseminar können Sie sich gerne unter wax@dkkv.org melden.

Fotos: Thomas Roese | Universität Potsdam
Gruppenfoto: Sandra Scholz | Universität Potsdam